Baukosten gehen aktuell durch die Decke

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Zuletzt aktualisiert 04.11.2024
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thangorodrim

Na ja, im noch engeren Sinne (also wenn wir von einem Feist-Passivhaus reden), war die Idee glaub ich, dass man dicke dämmt und Wärmerückgewinnung mit der Lüftungsanlage macht. Und dann soll der Restwärmebedarf (nach Berechnung und Simulation der passiven Wärmeeinträge durch Menschen, Sonne und Haushaltsgeräte) nur noch sehr klein sein (die genauen Zahlen bitte selber nachschauen). Und weil das dann so wenig ist, heizt man über die Lüftungsanlage, die man eh hat. Die Wärmeaufnahmefähigkeit der Luft ist dabei aber begrenzt durch die Temperatur bei der Staub zu schwelen beginnt und es soll auch nicht zu Heizzwecken der Luftstrom vermehrt werden. Es wird also wirklich nur noch ein bisschen in den ohnehin zu Hygienezwecken notwendigen Luftstrom (natürlich abhängig von der Anzahl der Personen im Haus) hineingeheizt werden.

Dann kann man sich andere Heizungen sparen (außer vielleicht elektrische Fußbodenheizungen in gefliesten Bereichen, insb. Bad zum Komfort). Ich hab noch nicht gehört, dass sich jemand ein EH40 mit derart minimaler Heizung gebaut hat. Ist eine vollumfängliche Luftwärmepumpe mit Wasser-Fußbodenheizung so günstig, dass die Leute lieber die extra Energieberaterkosten für das PHPP und ein paar extra Maßnahmen für Dämmung für einen höheren Baustandard verzichten wollen (ernstgemeinte Frage)? Oder ist der Aufpreis doch so hoch? Oder besteht so wenig Vertrauen in Wissenschaft und Energieberater (vielleicht zu recht), dass das auch funktionieren kann? Ich mein, die Dinger gibts doch schon eine Weile....

Es erscheint mir sinnvoller, in eine höherwertige Hülle zu investieren als in eine höherwertige Heizung, die irgendwann kaputt geht.
 
T

thangorodrim

Solare Gewinne sind schön und gut, können aber auch mal für eine Woche ausfallen. Die Glühbirnen meiner Jugend mit entsprechender Heizleistung wurden durch energiesparende LEDs ersetzt, dummerweise fehlen jetzt eben auch die 200W Abwärme im Wohnzimmer.
Ja, was mich in der Tat stutzig macht ist die Tendenz, dass man direktelektrisch dazu heizt (Infrarot, elektrische Fußbodenheizung, teilweise auch Wasser-Durchlauferhitzer; weil: man braucht ja eh so wenig und das kommt von der Photovoltaik) und die Geräte für die direktelektrische Heizung sind ohnehin so günstig, dass man viel heizen kann, bis sich eine volle Wärmepumpe rentiert hätte.

Wenn ich jetzt aber einem Wirkungsgrad von maximal 1 direktelekrisch nur ein bisschen nachheizen muss, könnte ich dann nicht auch mit einem Wirkungsgrad von 1:3 bei einer Luft-Wasser-Wärmepumpe viel mehr nachheizen und würde nur den gleichen Strom verbrauchen?
 
K

KarstenausNRW

Eigentlich ist ein Passivhaus ja so definiert, dass es keine dedizierte Heizung benötigt und es durch die Rückgewinnung von Abwärme warm bleibt. Zugeheizt wird höchstens noch an den paar kältesten Tagen im Jahr. Insofern hast du vielleicht eine Gebäudehülle im Passivhausstandard, aber streng genommen kein Passivhaus.
Eine schöne Definition (unabhängig von den technischen Vorgaben):
„Ein Passivhaus ist ein Gebäude, in dem Heizung und Kühlung einen so geringen Leistungsbedarf haben, dass dieser mit sehr wenig Aufwand bereitgestellt werden kann und zugleich der Energiebedarf für alle Verbraucher im Gebäude so gering ist, dass er nachhaltig in einer erneuerbaren Energieversorgung gedeckt werden kann.“

Wobei ein 150qm Haus noch immer eine Wärmebedarf von 2.250 kWh/p.a. haben darf. Das ist nicht zu vernachlässigen und oftmals (meistens) nicht durch die Kontrollierte-Wohnraumlüftung zu bewältigen. Also kommt noch eine Wärmepumpe dazu - gerne als Luft-Luft-Wärmepumpe, die dann im tiefen Winter richtig Geld kosten kann, wenn falsch geplant (siehe Proxon).
 
K

KarstenausNRW

Dann kann man sich andere Heizungen sparen (außer vielleicht elektrische Fußbodenheizungen in gefliesten Bereichen, insb. Bad zum Komfort). Ich hab noch nicht gehört, dass sich jemand ein EH40 mit derart minimaler Heizung gebaut hat.
Klar, das wird ganz oft angeboten und verbaut. Bien-Zenker bietet das serienmäßig für seine 40er Häuser an. Wohlfühl-Klimaheizung. Also Luft-Luft-Wärmepumpe. Streif Haus auch. Es gibt diverse Anbieter, die darauf setzen.
 
D

dertill

Für das Passivhaus, gibt es, anders als für den Gebäudeenergiegesetz-Standard oder die KfW-Effizienzhäuser, keine technischen Mindestanforderungen und derzeit auch keine geeignete Förderkulisse. Das erste bedingt wohl letzteres.
Es gibt lediglich das deutsche Passivhausinstitut, welches als Zielwert vorgibt, dass der Wärmebedarf im Jahr 15 kWh/m² nicht übersteigen darf und die Heizlast maximal 10 W/m² beträgt und eine Luftdichtigkeit von unter 0,6/h bei 50mbar Druckdifferenz erreicht wird.
Die Vorgaben ergeben sich rein physikalisch begründet aus der Art der Beheizung nur über die Nacherhitzung der Zuluft. Die 10 W/m² lassen sich mit dem gegebenen Mindestluftwechsel noch mit knapp 40°C erreichen. Bei höherer Heizlast benötigte man mehr Luft oder eine höhere Temperatur.
Davon abweichend kann man natürlich auch einfach Infrarotstrahler oder andere Stromdirektheizungen anstelle einer Nacherhitzung der Luft verwenden. Ich würde elektrische Flächenheizungen empfehlen für maximalen komfort.

Dann kann man sich andere Heizungen sparen (außer vielleicht elektrische Fußbodenheizungen in gefliesten Bereichen, insb. Bad zum Komfort). Ich hab noch nicht gehört, dass sich jemand ein EH40 mit derart minimaler Heizung gebaut hat. Ist eine vollumfängliche Luftwärmepumpe mit Wasser-Fußbodenheizung so günstig, dass die Leute lieber die extra Energieberaterkosten für das PHPP und ein paar extra Maßnahmen für Dämmung für einen höheren Baustandard verzichten wollen (ernstgemeinte Frage)?
Ab einer gewissen Wohnraumgröße ist die zusätzliche Zentralheizung als Luft-Wasser-Wärmepumpe gemeinsam mit den Stromkosteneinsparungen eben wieder günstiger, als der Mehraufwand für die PHPP-Planung und zusätzliche Dämmung. Wahrscheinlich gleichen sich die Baukosten aus und dann bleiben unterm Strich die höheren Stromkosten bei der Direktheizung gegen die zusätzlichen Wartungskosten der Wärmepumpe.


Oder ist der Aufpreis doch so hoch? Oder besteht so wenig Vertrauen in Wissenschaft und Energieberater (vielleicht zu recht), dass das auch funktionieren kann?
Die meisten Energieberater werden die Passivhausplanung nicht empfehlen, ähnlich wie die meisten Heizungsbauer lieber eine zu große Wärmepumpe einplanen. Hauptsache nicht zu zu kalt und wenn es schief geht, ist man der blöde. Zusätzlich muss dazu auch der Nutzer zum Haus passen mit entsprechendem Verhalten (Lüftung) und auch die Baubegleitung muss akribisch erfolgen (Stichwort Wärmebrücken und vor allem Luftdichtheit bei Fenstern und Anschlüssen).
Im Normalfall hat man bei schlechter Bauausführung vielleicht 3-5 W/m² mehr Heizlast und merkt das nicht, weil die Heizung das auch mehr schafft. Beim Passivhaus führt das dann zu 18°C im Wohnraum.

Beim Passivhaus sollte man schon vertrauen in seine Fähigkeiten haben und am besten auch Erfahrungen auf diesem Gebiet als Planer bei Kollegen mit entsprechenden Kenntnissen sammeln, bevor man das eigenständig angeht.
Die genannten Beispiele mit Passivhaus-Besitzern, deren Bauten nicht warm werden, bestätigen das.

Insgesamt hat sich das Passivhaus als Standard zwar nicht wirklich durchgesetzt, aber die allermeisten Kenntnisse im modernen Bauen (Luftdichtheit, Mindestluftwechsel, Wärmebrückenvermeidung) stammen letztlich aus den früheren Forschungen und Bauvorhaben zum Passivhaus und wurden von dort übernommen.
 
WilderSueden

WilderSueden

Klar, das wird ganz oft angeboten und verbaut. Bien-Zenker bietet das serienmäßig für seine 40er Häuser an. Wohlfühl-Klimaheizung. Also Luft-Luft-Wärmepumpe. Streif Haus auch. Es gibt diverse Anbieter, die darauf setzen.
Schwörerhaus und Weberhaus ebenfalls. Die Ott-Häuser hier in der Siedlung haben auch fast alle Proxon und das bis runter auf das alte Gebäudeenergiegesetz. Ist halt billig und ggf. sprint noch ein Upgrade auf Fußbodenheizung raus. Die drei- bis vierfachen Betriebskosten zahlt dann der Käufer
 
Zuletzt aktualisiert 04.11.2024
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