11.04.22, 14:08 | Von Dow Jones News
Bauindustrie erwartet als Folge des Ukraine-Kriegs Kurzarbeit
BERLIN (Dow Jones) - Die deutsche Bauindustrie stellt sich als Folge des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen massiven Preissteigerungen und Auftragsstornierungen auf baldige Kurzarbeit ein. Eine Umfrage des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie ergab, dass für 90 Prozent der Unternehmen Preissteigerungen zu den Hauptproblemen zählen, für acht von zehn Unternehmen zählen dazu auch Materiallieferengpässe. Über 80 Prozent hätten sogar angegeben, dass Lieferanten überhaupt keine Preiszusagen mehr geben würden. Dies führe am Ende zu einem enormen wirtschaftlichen Risiko und Schwierigkeiten bei der Kalkulation neuer Angebote.
"Die Situation ist absurd. Vor Wochen hat die Branche noch händeringend um Arbeitskräfte geworben, heute müssen wir uns Gedanken machen, wie wir die halten, die wir haben. Wir stellen uns darauf ein, dass Unternehmen bald Kurzarbeit anmelden müssen", erklärte Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller.
Bisher sei nur gelungen, mit rund einem Drittel der Auftraggeber sogenannte Preisgleitungen zu vereinbaren, damit die Unternehmen die Risiken nicht allein schultern müssen. In der Konsequenz hätten über 30 Prozent der Bauunternehmen keine neuen Angebote mehr abgegeben.
Zum Preis-, Material- und Energierisiko komme auch ein Nachfragerisiko hinzu. Rund 40 Prozent der Auftraggeber stellten Projekte zurück, 30 Prozent der Auftraggeber stornierten sogar Bauvorhaben. "Verbunden mit den Aussagen eines großen, norddeutschen Verbandes der Wohnungswirtschaft, dass ein deutlicher Rückgang beim Wohnungsneubau zu erwarten sei, ist die Gefahr also reell, dass die Konjunktur in der Bauwirtschaft stark in Mitleidenschaft gezogen werden kann", warnte die Bauindustrie.
An der Umfrage nahmen vom 4. bis 7. April über 300 Unternehmer teil. Von befragten Firmen beziehen 27 Prozent Baumaterial aus Russland oder aus der Ukraine.
Quelle: Guidants News