Baukosten gehen aktuell durch die Decke

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WilderSueden

WilderSueden

Neckermann Fertighaus anyone? Bauen ohne Eigenleistung war auch vor den 80ern ein Ding.

Wobei statistisch der Median hier deutlich besser passt. Ausreißer werden dadurch aussortiert und fließen nicht mit ein.
Ich weiß. Daten muss man aber erst einmal haben. Wobei Einkommen deutlich weniger anfällig sind für Ausreißer als Vermögen und der Unterschied zwischen Median und Durchschnitt vielleicht bei 100€/DM liegen dürfte. Die Größenordnungen passen dann immer noch
 
K

KarstenausNRW

Ich habe 1999 das erste Mal gebaut.... Zins damals bei 6 Prozent.
Ging, aber auch mit viel Eigenleistung.

Heute:
... zu 0,9% finanziert.
Geht auch, mit diesmal weniger Eigenleistung.
Danke. Du bestätigst genau mein Reden. 1999 hast Du Opfer gebracht = Eigenleistung.
Heute? Nö. Warum? Weil es dank der Zinsen ging. Geht auch heute mit 4% Zinsen. Dann aber bitte wieder mit Verzicht.

Mal ein paar trockene Zahlen (Statistikabteilung OECD bzw. Statistisches Bundesamt). Inflationsbereinigt sind Immobilienpreise von 1980 bis heute (Q4 2022) lediglich um 15,5% teurer geworden. In derselben Zeit ist das Haushaltseinkommen, ebenfalls inflationsbereinigt, um 40,9% gestiegen.
Aggregiert man beide Statistiken (das ist dann der OECD-Erschwinglichkeitsindex - interessante Wortkreation...), so lag die Erschwinglichkeit beim Startjahr 1980 bei 100%. Heute liegt der Wert bei 72,7 ==> Immobilien sind erschwinglicher geworden. Wir liegen heute auf dem Niveau von 1995, davor war das Niveau immer höher.
Man muss allerdings auch beachten, dass der Index bis 2010 immer weiter runter gegangen ist (also Immobilien leichter zu erwerben waren - lag an deutlich stärker gestiegenen Einkommen gegenüber Preissteigerungen bei Immobilien). Seitdem boomte der Markt bis 2021 (dort lagen wir auf Niveau 1985). Seitdem wird Wohneigentum wieder günstiger.
Natürlich muss man auch das Zinsniveau beachten. Das lag zwischen 1980 und etwa 2011 höher als heute. Und trotzdem wurde ordentlich Eigentum erworben - teurer als heute und dazu noch zu höheren Zinsen. Warum? Weil es machbar ist.

Kumpel Möbert von der Deutsche Bank Research hat es gut beschrieben: "In der Boomphase war kein Verzicht beim Immobilienkauf nötig, das war aber eine historische Ausnahme."

Das soll es dann aber auch mit trockenen Zahlen gewesen sein. Die Tränen der Bauwilligen trocknen die Zahlen aber auch nicht. Und erst recht nicht die Tränen, wenn man sagt: "Stell Dich nicht so an und verzichte halt fürs Eigenheim". Böse, aber zumindest statistisch belegt.
 
H

HeimatBauer

Nichts tut so weh wie der harte Aufschlag auf dem Boden der Realität. Irgendwo fliegt eine Instagram-Story an einem vorbei in der jemand ein super schnuckeliges Bauernhaus für Appel&Ei gekauft hat, bisschen Kosmetik macht und schließlich mit Batikhosen und Bändern im Haar die Dorffeste feiert. Dann fragt man den Bauträger und der sagt: "Hier, superbillig, unterschreiben sie!" und dann kommt die Erkenntnis der Bauleistungsbeschreibung, man merkt was alles nicht drin ist, stockt hier auf und stockt da auf, merkt nachher "oops da sind ja keine Außenanlagen dabei" und das sagt niemand in der Insta-Story.
 
mayglow

mayglow

"In der Boomphase war kein Verzicht beim Immobilienkauf nötig, das war aber eine historische Ausnahme."
Ja, es tut jetzt gerade hauptsächlich weh, weil sich das jetzt im letzten Jahr recht schlagartig geändert hat. Hab die Indizes die du meintest, auch die letzten Wochen mehrfach in unterschiedlichen Varianten aufgearbeitet gesehen. Es gibt einmal den OECD-Index, der ignoriert aber die Zinsen, da sieht man, dass im Prinzip seit 2010 die Immobilienpreise stärker wachsen als die Gehälter (jetzt gerade aber das Gegenteil passiert). Wenn man dann aber die Zinsentwicklung mit reinnimmt (was die Deutsche Bank Research wohl gemacht hat - warum sind da eigentlich die Originaldaten so blöd zu finden, ich finde das immer nur in Artikeln, die zwar ne Quelle angeben, aber die Quelle zu finden ist irwie meh - ich finde Statistiken aber anderer Art) jedenfalls, nochmal, wenn man die Zinsentwicklung mit reinnimmt, dann waren Häuser trotzdem so erschwinglich wie nie, weil die Rate eben trotz wachsender Hauspreise bezahlbar blieb. Das hat sich jetzt eben recht schlagartig geändert. Aber ja, im historischen Vergleich nicht nur seit 2010 sondern nen paar Jahrzehnte mehr eingeschlossen, ist es immer noch "nicht schlecht" - nur man darf eben nicht mit vor 1 1/2 Jahren vergleichen oder ähnlichem ;)

Ich denke auch, dass das Gejammer da wieder weniger werden wird. Das ist jetzt eher der Schock und eben der Vergleich mit sagen wir mal Ende 2021. Mein Kollege zahlt halt einfach 1000 Euro weniger Zinsen im Monat für quasi die identische Kreditsumme. Da kommt mir auch kurz der Neid, aber wir haben festgestellt (so far) dass wir das wohl trotzdem hinkriegen. Ja, mit mehr Einschränkungen, aber eben im "das wird schon gehen" Bereich. Ich denke, die Erkenntnis wird früher oder später dann doch auch wieder bei einigen kommen. Dass es eben doch geht, wenn man entweder die Ansprüche ans Haus runterschraubt oder alternativ bereit ist, sich ansonsten einzuschränken.
 
Zuletzt aktualisiert 22.11.2024
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