Was schlägst du als Alternative vor? Wir haben inzwischen daheim eine kleine Photovoltaik-Anlage - gefällt mir richtig gut. Wir waren im Sommer zeitweise komplett autark unterwegs. Seit ein paar Wochen haben wir jetzt auch ein Hybrid-Auto. Wir sind bisher 90 % rein elektrisch gefahren und ich bin heilfroh nicht mehr ständig zur Tankstelle zu müssen. Aus meiner Sicht ist die Elektrifizierung hier ein echter Gewinn.
Ganz ehrlich: Die dezentrale Energiegewinnung wird in Zukunft mehr und mehr an Bedeutung gewinnen.
Das Problem ist folgendes: früher war die Produktion von Elektrizität recht gut regelbar und der Verbrauch hatte zwar gewisse Schwankungen aber auch die waren begrenzt und relativ gut vorhersagbar. Jetzt haben wir einen großen Teil der regelbaren Produktion auf unregelbaren Wind und Sonne umgestellt. Alleine dafür müssen wir teuer schnell regelbare Gaskraftwerke, Speicherung und enorme Überkapazitäten an Wind und Sonne vorhalten, sonst gehen die Lichter aus.
Gleichzeitig forcieren wir, dass Haushalte und Unternehmen sich eine Photovoltaik aufs Dach machen die ebenfalls unregelbar ist. Du bist quasi autark im Sommer und im Winter wenn bei mildem Wetter die Sonne scheint (und
solarstrom ebenfalls billig und reichlich verfügbar ist). Bei ungünstigem Wetter (kalt, dunkel) steigt der Verbrauch durch die Wärmepumpen an, gleichzeitig produzieren die Photovoltaik nur noch ganz wenig. Die Szenarien eines hohem Netzbezugs durch geringe Eigenproduktion und einer geringen Produktion im Netz sind sehr stark korreliert. Alleine über sogenannte erneuerbare Energien ist das absolut nicht auszugleichen, selbst wenn wir ignorieren dass zukünftig Millionen Pendler um 6 Uhr Abends ihre Elektroautos ans Netz hängen werden.
Und jetzt kommt die Crux. Für den einzelnen ist es natürlich ein Vorteil eine Photovoltaik zu haben. Ich gehe auch davon aus, dass wir im Sommerhalbjahr dann quasi ohne Netzbezug auskommen. Für das System als Ganzes können diese verstärkten und stark korrelierten Schwankungen aber nicht gut sein. Den enormen Aufwand zum Ausgleich dieser Schwankungen sieht man als Endkunde aber natürlich nicht. Und das wird nicht besser werden wenn man weniger Gas verstromen und gleichzeitig noch aus Kohle und Atomstrom aussteigen will. Die Speicherung von Strom ist schwierig, erst recht im großen Maßstab. Das Beste was wir bisher haben sind Pumpspeicherwerke und da ist die Kapazität für weiteren Ausbau begrenzt. Alles andere hat keine echte Marktreife und wird die auf die nächsten 10 Jahre auch vermutlich nicht haben. Für mich ist das ein Allmende-Problem. Der einzelne pickt sich die Rosinen raus (Solarstrom wenn die Sonne scheint) und überlässt der Allgemeinheit das Problem Nachts oder bei Dunkelflaute Strom zu produzieren