Baukosten gehen aktuell durch die Decke

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Zuletzt aktualisiert 22.11.2024
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J

Joedreck

Wir haben aktuell stark gegenläufige Effekte. Einerseits eine Verknappung, andererseits einen Nachfrageeinbruch. Durch die Verknappung und Verteuerung von Baumaterialien steigt der Preis, obwohl weniger Nachfrage herrscht. Die Regulierung des Marktes funktioniert aktuell also erstmal nicht.
 
andimann

andimann

Moin,

sondern das Merit Order Prinzip, sprich die Lage ist politisch (mit Lobbyeinfluss) gemacht.
genau das ist hier das Problem. Deine Rechnung mit den Brennstoffkosten für Gas haut schon halbwegs hin, es wird aber nur ein Anteil des Stroms per Gas erzeugt. Habe den genauen Anteil gerade nicht parat, der wird auch je nach Ertragslage der EE sehr stark schwanken, da können wir aber von Durchschnittwerten von 20-30% ausgehen. Und damit ergeben sich rein technisch gesehen deutlich geringere Preissteigerungen. Nur das Merit Order Prinzip sorgt dafür, dass die Strompreise nach dem jeweils teuersten Erzeuger ausgerichtet werden.
Das wurde afaik damals eingeführt um Strom aus EE (der damals noch deutlich höhere Gestehungskosten als Kohlestrom hatte) "Vorfahrt" zu gewähren. Macht aber in der derzeitigen Situation nicht mehr wirklich Sinn und sorgt für diese irren Verwerfungen. Ob man das Merit Order Prinzip nun so einfach abschaffen könnte, sollen andere beurteilen, dafür stecke ich da nicht tief genug drin.

Wir werden aber zukünftig noch häufiger vor solchen Situationen stehen. Auch wenn ich ein Fan des freien Marktes bin, die Umstellung auf EE, bräuchte vermutlich viel mehr sinnvolle Lenkung und Entscheidungen "von oben".

Viele Grüße,

Andreas
 
WilderSueden

WilderSueden

Habe den genauen Anteil gerade nicht parat, der wird auch je nach Ertragslage der EE sehr stark schwanken, da können wir aber von Durchschnittwerten von 20-30% ausgehen.
Ist weniger. Im Sommer war das meistens so um die 5% schwankend, jetzt im Winter liegt Gas bei etwa 20%. Wobei da sicherlich auch einige Blockheizkraftwerk enthalten sind, die schon alleine zum Heizen gebraucht werden.

Wir haben aktuell stark gegenläufige Effekte. Einerseits eine Verknappung, andererseits einen Nachfrageeinbruch. Durch die Verknappung und Verteuerung von Baumaterialien steigt der Preis, obwohl weniger Nachfrage herrscht. Die Regulierung des Marktes funktioniert aktuell also erstmal nicht.
Die sofortige Regulierung des Markts ist eher ein theoretisches Konstrukt. In der Praxis hat man längerfristige Lieferverträge mit festen Preisen. Sobald die abgearbeitet sind, funktioniert die Anpassung aber schon. Wir sehen ja, dass reihenweise Bauprojekte storniert bzw. gar nicht mehr geplant werden
 
Tolentino

Tolentino

Ich finde das immer seltsam, wenn auf dem Merit Order herumgehackt wird (zu Recht) mit dem Argument, dass das ja kein freier Markt sei (falsch).
das Merit Order Prinzip simuliert den freien Markt bei Nachfrageüberhang.
Man muss sich das einfach mal mit Äpfeln vorstellen. Ein Bauer kann 10 Äpfel am Tag auf seiner Plantage zu einem Preis von 1 EUR (Brutto-VK) pro Stck herstellen.
Im Dorf will jeder Mensch einen Apfel pro Tag essen und es gibt nur 10 Bewohner. Geht auf.
Jetzt kommt der Birnenbauer daher und baut auch Äpfel an kann aber Äpfel auf seinen birnenoptimierten Plantagen nur zu 2 EUR pro Stck herstellen.
So lange die Nachfrage nur 10 Äpfel beträgt, wird er die natürlich nicht los (außer sie schmecken besser, aber das lassen wir mal außen vor).
Aber einmal im Jahr ist Apfelmostfest und in den 10 Tagen brauchen die Leute halt 2 Äpfel pro Tag, einen zum essen und einen zum saufen.
Was passiert dann? Verkauft der Apfelbauer seine Äpfel für 1 EUR und der Birnenbauer seine für 2 EUR? Nein. Beide können einen höheren Preis erzielen bis die Nachfrage gedeckt ist. Der Birnenbauer verdient mehr als er sonst verdienen würde, da er jetzt zusätzlich auch Äpfel verkauft. Der Apfelbauer verdient auch mehr, da er pro Apfel mehr verdient.

Strom ist halt keine abpackbare Ware und nur schlecht speicherbar, vor allem aber will man nicht mehr Angebot als Nachfrage haben (Netzstabilität), also soll eigtl keiner mehr produzieren als er los werden kann. Aber wenn die Nachfrage (der Strombedarf) eben höher ist als das Angebot der "Günstiganbieter", soll das auch produziert werden und gleichzeitig sollen die Günstiganbieter davon profitieren, dass sie günstiger produzieren können, wie in einem freien Markt auch. Deswegen gibt's das Merit Order Prinzip.

Ich sage nicht, dass das gut und richtig ist, aber Merit Order hat erstmal nicht so viel mit Marktverzerrung zu tun, sondern mit Marktsimulation.
 
mayglow

mayglow

Verkauft der Apfelbauer seine Äpfel für 1 EUR und der Birnenbauer seine für 2 EUR? Nein. Beide können einen höheren Preis erzielen bis die Nachfrage gedeckt ist.
Wir sind nur gerade eher in dem Bereich von, oh dem Birnenbauer ist der Dünger ausgegangen und er erhöht den Preis auf 10 Euro. Außerdem brauchen wir nicht 20 Äpfel sondern eher 11-12 und die 1-2 Extra-Äpfel sorgen dafür dass die anderen auch bei 10 Euro liegen.... Also in anderen Bereichen ohne Merit Order würden im Zweifelsfall auch allgemein die Preise stark steigen, aber man will sich ja auch nicht die Kunden vergraulen also vielleicht nicht ganz so extrem, ganz so schnell. Langfristig sorgt sowas ja auch idR dazu dass entweder die Nachfrage sinkt ("ist ja alles zu teuer! ich ess keine Äpfel mehr!") oder das Angebot steigt ("guck mal, wieviel der Apfelbauer gerade verdient! Da kann man krass viel Geld machen!"). Vermutlich passiert das auch beim Strom früher oder später, nur geht das alles nicht so sehr schnell und vielleicht schmecken die neuen Äpfel auch nicht so gut... äh... okay, vielleicht war das jetzt zu weit getrieben :D
 
Tolentino

Tolentino

Ja genau deswegen sage ich ja auch nicht dass das so gut ist. Aber es ist eben nicht wegen der Merit Order ein total ungerechter Markt. Sondern der Markt ist ungerecht.

Und doch, wenn der Bedarf so hoch ist, dann würden die letzten zwei Äpfel den Preis aller bestimmen. Transparenz vorausgesetzt.
 
Zuletzt aktualisiert 22.11.2024
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